Die Natur neu lesen: Stimmen der Gegenwartsliteratur

Gewähltes Thema: Erforschung der Natur in der zeitgenössischen Literatur. Tauche ein in Geschichten, Gedichte und Essays, in denen Wälder, Flüsse und Winde zu sprechenden Partnern werden. Abonniere unseren Newsletter und diskutiere mit, wie Literatur heute die lebendige Welt neu entdeckt.

Ökopoetik und Klima-Gefühle

Gedichte fangen das Zittern einer Dürresommer-Nacht ein: brütende Luft, sprödes Gras, eine Hand am Fensterrahmen. Wut wird tastbar, doch nie allein. Daneben steht Zärtlichkeit für das, was bleibt, wenn wir genauer hinsehen und die kleinen Überlebensgesten ernst nehmen.

Ökopoetik und Klima-Gefühle

Zahlen tauchen nicht als Schlaghammer auf, sondern als leise, rhythmische Wiederkehr: eine Jahreszahl im Vers, ein Pegelstand im Prosasatz. So lernt der Text, Wissenschaft zu halten, ohne die Musik zu verlieren. Leserinnen spüren Evidenz wie einen Puls unter der Oberfläche.

Bäume im Beton

Ein Straßenbaum wird zur Chronistin der Nachbarschaft: Jahresringe erzählen vom Kiosk, vom Regen, von Nächten voller Sirenen. Eine Autorin legt ihr Ohr an die Rinde, zählt mit dem Fingernagel die Jahre und hört dabei auch die leisen Lücken, in denen niemand sprach.

Tiere als Nachbar:innen

Füchse huschen durch Hinterhöfe, Mauersegler zeichnen Mythologien in den Abendhimmel. Texte geben ihnen Raum, ohne sie zu vermenschlichen. Stattdessen lernen Figuren, vorsichtig zu koexistieren, die Mülltonne leiser zu schließen und die eigenen Gewohnheiten literarisch zu überdenken.

Flussrenaturierung als Plot

Ein Roman begleitet eine Stadt, die ihrem Fluss ein neues Ufer schenkt. Bagger, Weidenstecklinge, neugierige Kinder – und ein alter Mann, der jeden Morgen Wasserstände notiert. Die Renaturierung wird zur Erzählbewegung, die Gemeinschaft und Landschaft gleichzeitig formt.

Ich, der Fluss

Ein Fluss erzählt in der Ich-Form, erinnert sich an Brücken, an Wintereis, an Hände, die Steine warfen. Die Strömung wird zum Gedächtnis. Lesende merken, wie sich die Syntax dem Wasser anpasst: verschlungene Sätze, Umwege, sandige Halteplätze, dann wieder zügige, glitzernde Läufe.

Pilznetzwerke als Erzählmodell

Unter unseren Füßen verknüpfen Pilzfäden Wälder. Autorinnen greifen dieses Bild auf und schreiben Kapitel, die wie Myzel wachsen: dezentral, verknüpfend, unerwartet fruchtbar. So zeigt Literatur, wie Wissen zirkuliert, ohne Zentrum, aber mit vielen vibrierenden Berührungspunkten.

Indigene Stimmen hören

Wer Natur erforscht, hört auch auf Traditionen, die seit Jahrhunderten Beziehungen pflegen. Texte würdigen indigene Perspektiven, ohne sie zu vereinnahmen, und zeigen, wie Respekt, Dankbarkeit und Verantwortung Geschichten verändern. Lies aufmerksam, teile Fragen, und höre länger zu.

Windsätze

Kurz, lang, wieder kurz – der Atem einer Böe. Ein Kapitel beginnt als Lüftchen, schwillt zum Sturm an und fällt in Stille zurück. So wird das Lesen körperlich, und wir merken: Form ist nicht Dekor, sondern gelebtes Wetter auf der Seite.

Steinwörter und Moospausen

Manche Texte verweilen auf Silben wie auf Felsvorsprüngen. Harte Konsonanten tragen Gewicht, weiche Vokale polstern es. Zwischen Absätzen wachsen Moospolster, kleine Atemräume. Lies laut und spüre, wie die Sprache Oberflächen schafft, die Hände und Gedanken berühren.

Das Geräusch von Regen

Regen ist ein Taktgeber. Tropfenpunkte, Zeilenumbrüche, vereinzelte Wiederholungen – plötzlich klingt eine Seite wie ein Dachfenster im April. Eine Autorin notiert: Heute trommelte der Text zuerst, dann lauschte er. Und genau dort begann die Erkenntnis.

Lesewege und Gespräche: Gemeinsam entdecken

Wähle drei Texte: einen Gedichtband, einen Essay, einen Roman. Suche in jedem eine Szene, in der Natur nicht Kulisse, sondern Handlungspartner ist. Teile deine Funde mit zwei Freundinnen und besprecht, welche Fragen an euch zurückkamen.

Lesewege und Gespräche: Gemeinsam entdecken

Setze dir einen festen Leseabend. Kerze, Wasser, Notizbuch. Notiere einen Satz, der riecht, einen, der klingt, einen, der schmeckt. Poste deine Notizen in den Kommentaren und abonniere unsere Erinnerungen, damit dein Lese-Ritual trägt.

Schreibübung: Der Pfad der fünf Sinne

Geh fünf Minuten vor die Tür, bleib stehen und nenne zehn Dinge, die du siehst, ohne Metapher. Dann wähle eines und beschreibe nur Farben und Formen. Zurück am Schreibtisch darfst du erst im letzten Satz ein Bild wagen.

Schreibübung: Der Pfad der fünf Sinne

Schließe die Augen und schreibe eine Minute ausschließlich Geräusche: Summen, Klacken, fernes Rauschen. Bring diese Liste in einen Absatz, der ohne Verben auskommt. Spüre, wie Rhythmus entsteht, bevor Bedeutung sich sortiert und der Text zu sprechen beginnt.
Haciendatara
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